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You could not direct the wind, but you could trim your sail […]“.
Der Jahrgang 2023 versprach vielerorts hierzulande ein außergewöhnlicher zu sein und hielt dieses auch in Teilen. Es war ein unvergessliches Ereignis, welches in großen Teilen die Ernte der roten Trauben vernichtete. Ein neuer Schädling trat auf die Bühne, die Kirschessigfliege. Der Jahrgang 2023 war insofern sehr außergewöhnlich und auch lehrreich, da er uns half den Grundlegenden Entschluss zu fassen, unseren Schwerpunkt auf weiße Trauben zu legen.
Doch erzählen wir die Geschichte von Anfang an. An erster Stelle steht die Frostkatastrophe, die 2022 das ganze Württembergische Rebanbaugebiet heimgesuchte und dazu geführt hatte, dass eine mengenmäßige sehr magere Ernte eingebracht wurde. Die Reben konnten so ungenutzte Reserven an Energie und Nahrung einlagern, auf die sie 2023 zurückgreifen konnten. Dies ist ein klassisches Phänomen und genau das geschah in Form eines sehr starken Traubenaustritts, der beim Austrieb festgestellt wurde.
Der Winter war sehr gemäßigt. Es war weder wirklich kalt noch wirklich nass. Wichtig ist, dass ab April keine Fröste mehr einsetzten und der Frühling einen raschen Einzug feierte. Die Vegetation kam förderlicher Weise schnell in Schwung und zwang uns, die normalerweise aufeinanderfolgenden Arbeiten (Rebschnitt, Ausbrechen, Anbinden, usw.) gleichzeitig auszuführen. Es folgte ein ungewöhnlich schnelles Arbeiten dem wir an unseren Lagen standhielten mit dem Preis sehr langer Arbeitstage.
Die gleichen günstigen Bedingungen führten zu einer sehr frühen und schnellen Blüte, die um den 20. Mai begann und überall bereits am 30. Mai abgeschlossen war. Ein leichter und wohltuender Regen am 24. Mai beschleunigte den Prozess. Dadurch wurden alle Beeren befruchtet und es gab sehr wenig Verieselung. Die Anzahl der Trauben und die vollständige Blüte aller Beeren deutete auf eine reiche Ernte hin.
Nach der Blüte setzte eine Periode der Trockenheit ein, welche den jungen Reben stark zusetzte und die Erträge auf nahezu null reduzierte. Die alten Rebstöcke hielten dieser Trockenheit jedoch stand und versprachen außergewöhnliche Trauben zu geben.
Ein weiteres Ergebnis dieses günstigen Wetters: Die üblichen Rebkrankheiten (Falscher Mehltau, Echter Mehltau) blieben völlig außen vor und die Anzahl der Pflanzenschutzbehandlungen konnten wie gewohnt auf dem obligatorischen Minimum gehalten werden.
Ende August erfolgte ein plötzlicher Temperaturrückgang ein und es setzten starke Regenfälle ein. Ein Segen für die Natur, jedoch nicht ganz zuträglich den in der Reife fortgeschrittenen Trauben. Anfang September gab es wieder reiche Sonnenstunden, welche bis zum Abschluss der Ernte anhielten. So waren gute Bedingungen geschaffen für eine ausgezeichnete Ernte. Die Reben konnten sich durch dieses hervorragende Wetter optimal entwickeln und die Trauben normal durch Photosynthese reifen.
Der starke Regenfall ende August führte zu einer schlagartigen Vermehrung der Kirschessigfliege. Ein rapider Befall der roten Trauben setzte ein. Dieses neuartige Phänomen war an den Lagen nur gering in unseren peripheren Weinlagen zu spüren. Es musste jedoch eine frühe Ernte der roten Trauben erfolgen um guten Gewissens die Grundlage für einen Wein nach unseren Maßstäben zu schaffen. Auch musste von Tag zu Tag mehr und mehr bei den roten Trauben beschädigtes Lesegut aussortiert werden.
Am 04. Oktober war der letzte Lesetag beendet und der Weinjahrgang 2023 vollständig in unseren Amphoren.